In Deutschland fällt immer mehr Verpackungsmüll an, inzwischen sind es knapp 19 Millionen Tonnen jährlich (Umweltbundesamt 2020). Dazu tragen Lebensmittelverpackungen besonders bei. Leider werden viele Produkte stärker verpackt, als es nötig wäre, und es gibt zu viele Einweg- statt Mehrwegverpackungen. Doch welche Verpackungen schneiden beim Klimawandel, beim Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen oder beim Schadstoffausstoß besser oder schlechter ab? Wir haben verschiedene Verpackungsarten und ihre Auswirkungen auf die Umwelt genauer unter die Lupe genommen.
Was ist eigentlich die Ökobilanz?
Ökobilanzen sind ein wichtiges Mittel, um die ökologischen Vor- und Nachteile von Produkten und Verpackungen aufzuzeigen und zu vergleichen. Im Gegensatz zur Klima- und CO2-Bilanz umfassen Ökobilanzen nicht nur Emissionen im Zusammenhang mit Treibhausgasen, sondern auch andere sogenannte Wirkungskategorien in Bezug auf Boden-, Luft-und Wasserbedingungen. Es gibt aber auch Belastungen für Umwelt und Natur, bei denen die Methodik noch nicht ausgereift genug ist, wie z.B. Umweltbelastungen durch Landnutzungsänderungen oder Kunststoff-Einträge. Auch kann es schwer sein die gesamte Datenlage zu erfassen, die teilweise unzureichend ist wie z.B. beim Wasserverbrauch. In der Zukunft wird die Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus Forst- und Landwirtschaft immer weiter zunehmen, sodass beispielsweise Bedarfsfläche und Biodiversitätsverluste stärker in Ökobilanzen einbezogen werden sollten. Darüber hinaus werden solche naturschutzbezogenen Kriterien für Ökobilanzen immer wichtiger, wenn ein Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen geplant ist. Aktuell dominieren CO2-Emissionen, doch auch die oben genannten ökologischen Kriterien werden an Relevanz gewinnen.
Lebensmittelverpackungen im Vergleich
Verpackungen sind wichtig für Lebensmittelschutz und Haltbarkeit. Gleichzeitig haben alle Verpackungen negative Auswirkungen auf Umwelt und Natur. Daher steht Vermeidung im Vordergrund und dann kommen im besten Falle Verpackungsalternativen mit geringerer Umweltbelastung. Dabei kommt es vor allem auf die Funktion an, die eine Verpackung übernehmen soll. Aus schutztechnischer und ökologischer Sicht ergibt sich, dass nicht jedes Material für ein Produkt in Frage kommt. Papier ist beispielsweise kein geeignetes Verpackungsmaterial, wenn es eine Verpackung braucht, die Wasserdampf und Sauerstoff abhält, sowie eine hohe Fett- und Nassfestigkeit aufweist. Wenn das Lebensmittel jedoch haltbar, trocken und fettfrei ist, ist Papier die richtige Wahl.
Lebensmittelverpackungen aus Papier sind nicht immer die nachhaltigste Wahl
Papierverpackungen verbrauchen relativ wenig nicht erneuerbare Ressourcen, da sie aus nachwachsendem Holz hergestellt werden. Die Schadstoffemissionen sind dagegen hoch, weil beispielsweise die Papierherstellung das Abwasser stark belastet. Auch Kartons Nudeln, Müsli oder Schokolade und Papiertüten für Obst und Gemüse haben im Vergleich zu ihren Plastik Konkurrenten eine erhebliche Klimabelastung. Die Papier Varianten dieser Beispiele sind letztendlich zu schwer, um mit den fast achtmal leichteren Kunststoffverpackungen konkurrieren zu können. Anders sieht es aus, wenn der Gewichtsunterschied nicht zu groß ist. Für Nudeln und Müsli sind Papiertüten etwa dreimal schwerer als Plastiktüten, haben aber dennoch eine geringere Klimabelastung als Plastiktüten.
Einwegglas und PET-Flasche
Einwegglas und Metall ist in der Regel immer problematisch. Denn die Verpackung ist sehr schwer und stößt bei Herstellung und Transport CO2 und Schadstoffe aus. Daran ändert auch die oft beworbene hohe Recyclingquote dieser Verpackungsmaterialien nichts. Die Ausnahme von der Regel, dass Einwegglas schlechter abschneidet als Plastik, sind Saucen wie Senf oder Mayonnaise. Dabei schneidet Einwegglas in Sachen Klimawirkung genauso schlecht ab wie eine PET-Flasche. Allerdings schneiden PET-Flaschen bei den Kriterien nicht erneuerbarer Ressourcenverbrauch und Schadstoffemission deutlich schlechter ab, sodass sie insgesamt noch schädlicher einzustufen sind. Aber nicht alle Kunststoffe sind gleich. Kunststoffbecher aus Polypropylen (PP) haben die geringste Umweltbelastung, wenn es um Saucen geht. Aluminiumtuben schneiden dabei am schlechtesten ab. Dies zeigt, dass es auf die Art des für die Verpackung verwendeten Kunststoffs ankommt. Handelt es sich um gut recyclingfähiges PE oder PP, schneidet eine Verpackung eher gut ab. Andererseits wird PET aus der Gelben Tonne kaum wiederverwertet und wirkt sich sehr negativ auf die Ökobilanz aus. Ein Grund dafür, dass es nicht recycelt wird, ist die getrennte Sammlung von Einweg-PET-Getränkeflaschen mit 25 Cent Pfand. Sogenanntes sortenreines, sehr hochwertiges PET ist einfach zu recyceln. Daher ist das allgemeine PET aus der Gelben Tonne wirtschaftlich nicht interessant.
Kunststoff dominiert – ist das wirklich so schlimm?
Wir hören immer: Vermeide Plastik, wenn du umweltfreundlich einkaufen möchtest. Deshalb suchen im Supermarktregal viele gezielt nach Glas- oder Papieralternativen. Dabei hat Plastik 2 wichtige positive Eigenschaften: es ist geeignet für leichte, hygienische Lebensmittelverpackungen und ist einfach zu recyceln. Die umweltfreundlichste Verpackung für verarbeiteten Rotkohl und Sauerkraut ist laut Ifeu zum Beispiel ein Plastikschlauchbeutel. Viel weiter hinten schneiden Konserve oder Einwegglas ab. Sowohl Glas als auch Blech sind energieintensiv zu recyceln. Beispielsweise benötigt Glas viel mehr Material, um die gleiche Verpackungsqualität wie Kunststoff zu erreichen. Dazu kommt das Lkw’s nur ein bestimmtes Gewicht transportieren dürfen. Man braucht also für die gleiche Menge Glasverpackungen mehrere Lkw-Fahrten statt einer Lkw-Ladung für Kunststoffverpackungen, die Emissionen sind entsprechend höher.
Was sollte in Zukunft bei Lebensmittelverpackungen berücksichtigt werden?
Vermeiden wo es geht
Unabhängig vom Material sollten Lebensmittelverpackungen reduziert oder am besten ganz vermieden werden. Nur so kann die derzeit steigende Menge an Verpackungsmüll reduziert und natürliche Ressourcen geschont werden. Beim Ersatz von Kunststoff durch ein anderes Verpackungsmaterial ist es wichtig, sorgfältig zu prüfen, ob die alternative Verpackung tatsächlich umweltfreundlicher ist. Beispielsweise soll der Umstieg von leichten, recycelbaren Kunststoffverpackungen auf schwere, energieintensive Einwegglas- oder nicht recycelbare Papierverbunde höhere Umweltbelastungen verhindern.
Mehrweg Verpackungen
Außerhalb des Getränkesektors sind nur wenige Verpackungssysteme wiederverwendbar. Hier besteht definitiv Nachholbedarf, um Mehrwegangebote für Produkte in Supermärkten zu schaffen. Mehrwegsysteme sollten umweltfreundlich konzipiert und konstruiert sein. Regionale Vertriebskanäle und zentral organisierte Poolsysteme sollten wo immer möglich gefördert werden, um das Distributionsvolumen zu erhöhen und Transportwege zu verkürzen.Mehrwegverpackungen aus Kunststoff sollten für eine überregionale Verteilung entwickelt werden. Denn schweres Glas bedeutet auf langen Transportwegen eine hohe Belastung und sollte daher möglichst lokal eingesetzt werden.
Recyceln steht an oberster Stelle
Viele Verpackungen werden jetzt als „kompostierbar“ oder „biologisch abbaubar“ beworben. Doch eigentlich sind diese Eigenschaften kein Pluspunkt für Verpackungen. Um Ressourcen zu schonen, brauchen wir eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dies kann nur durch Recycling der Verpackung statt Kompostierung erreicht werden. Die Verbrennung oder Kompostierung von Einwegverpackungen ist eine Verschwendung natürlicher Ressourcen. Dies gilt auch für Papierverpackungen. Im Gegensatz zu Papierverpackungen können Verpackungen aus biologisch abbaubarem Kunststoff nicht recycelt werden und sollten daher vermieden werden. Die Werbeslogans „biologisch abbaubar“ und „kompostierbar“ auf den Kunststoffverpackungen können Verbraucher sogar in die Irre führen. Der Abbau ist hier nicht gewährleistet, diese dürfen also nicht in die Natur gelangen.
Unser Fazit
In der Regel sollte als erstes gelten, vermeiden statt ersetzen. Das heißt, greife am besten immer zu den unverpackten Produkten. Das lässt sich besonders beim Kauf von Obst und Gemüse umsetzten. Dafür lohnt es sich in kleinen Supermärkten einkaufen oder Unverpackt-Läden. Da kannst du einfach deine eigenen Behälter mitbringen wie Dosen oder Gläser und diese befüllen. Auch auf dem Wochenmarkt kannst du oftmals an Verpackungen sparen. Außerdem kannst du Papiertüten sparen, indem du deine eigene Einkaufstasche mit zum Einkaufen nimmst. Das setzt unter anderem auch ein Zeichen, da durch weniger Absatz von Taschen die Produktion eventuell zurückgeht. Für mehr Tipps zum nachhaltigen Einkaufen schau gerne hier vorbei!
Quellen: